04 Apr Innenfinanzierung: So stärken Firmen Ihr Kapitalpolster
Unternehmer stärken ihre Position im Wettbewerb, wenn sie von innen ihr Kapitalpolster vergrößern – und sie verschaffen sich Unabhängigkeit von der Hausbank. Welche Maßnahmen greifen.
Niclas Walser, Geschäftsführer der Foto Walser GmbH & Co. KG im bayerischen Burgheim, schlägt seit mehr als zehn Jahren zwei Fliegen mit einer Klappe. Der Spezialversandhändler für Studioausstattung, Objektive und Fotozubehör mit 40 Mitarbeitern wählte eine betriebliche Altersversorgung in Form einer pauschaldotierten Unterstützungskasse und tut damit seinen Mitarbeitern etwas Gutes. Sie sparen sich eine Betriebsrente an, mit Vorteilen bei Steuern und Sozialversicherung. Der Chef wiederum profitiert und lässt das angesparte Kapital im Unternehmen bis zur Auszahlung für den Erfolg der Firma arbeiten. „Auf der einen Seite steht die Absicherung meiner Mitarbeiter und auf der anderen Seite stehen die deutlichen Liquiditätsvorteile und die geringen Lohnnebenkosten der betrieblichen Altersversorgung. Mich als Unternehmer macht die Unterstützungskasse unabhängig von Fremdkapital und Versicherung. Das ist eine klare Win-Win-Situation für alle“, fasst Walser zusammen.
Das Modell dient der Innenfinanzierung – und hat durchaus Charme. Die pauschaldotierte Unterstützungskasse ist die älteste der fünf Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung. „Momentan erkennen wir wieder ein steigendes Interesse der Unternehmen an dieser bAV“, sagt Manfred Baier, Chef des Beratungsunternehmens Authent-Gruppe und Vorstand des Bundesverbands pauschaldotierte Unterstützungskassen. Das hat seinen Grund: Unternehmen wollen sich mehr Unabhängigkeit von der Hausbank verschaffen und ihre Liquidität sowie die Kapitalpolster verbessern. Sie stärken so ihre Position im Wettbewerb und gegenüber ihrem Kreditinstitut. So stellt die KfW Bankengruppe in ihrem aktuellen Kreditmarktausblick fest: Die gute Ausstattung der Unternehmen mit Eigenmitteln mache sie bei der Finanzierung von Investitionen relativ unabhängig von Krediten.
Allerdings gilt es, Vor- und Nachteile gut abzuwägen. Das Risiko der pauschaldotierten Unterstützungskasse etwa besteht darin, dass der zugesagte Zins, der meist zwischen 1,25 und 1,75 Prozent liegt, erwirtschaftet werden muss. Sie ist aber nur eine von vielen Varianten der Innenfinanzierung. Mehr Unabhängigkeit lässt sich auch auf anderen Wegen erreichen. „Angesichts der tendenziell steigenden Zinsen sind Unternehmen gut beraten, jetzt gezielt an der Finanzierung aus eigener Kraft zu arbeiten“, sagt Jörg T. Eckhold, Senior Partner der Eckhold Consultants GmbH.
Gewinne thesaurieren
Der klassische Weg ist es sicherlich, Gewinne im Unternehmen zu belassen, sodass ein zwei- bis dreifacher Wert der laufenden monatlichen fixen und der variablen Kosten gedeckt ist. Das bringt mehrere Pluspunkte: Zum einen können thesaurierte Gewinne Begünstigungen bei der Steuerzahlerlast bedeuten. Zum anderen verbessert sich ohne große Anstrengung die Bonität der Firma. Mit dieser offenen Selbstfinanzierung sind keine Risiken verbunden. Das Kapital kann dazu genutzt werden, die kurz- und die langfristigen Kredite zurückzufahren. Geschäftsführer und Inhaber müssen sich allerdings disziplinieren. „Manche Unternehmer wollen lieber ihren Lebensstandard erhöhen als Verzicht zu üben“, sagt Eckholt.
Mit Rückstellungen spielen
Die Innenfinanzierung via Rückstellungen in der Bilanz geht einfacher von der Hand. Rückstellungen stehen auf der Passivseite. Grundsätzlich können sie für Verbindlichkeiten gebildet werden, deren Höhe oder Fälligkeit nicht sicher ist – also etwa für Garantien, für Sanierungen oder für die Geschäftsführer-Pensionen. Sie mindern den Gewinn, womit ein Steuerspareffekt erzielt wird. Manfred Baier warnt allerdings: „Betriebsprüfer interessieren sich immer für Rückstellungen, weil sie eben eine gute Chance bieten, Steuern zu sparen.“ Deshalb sollten Firmenchefs hier vorsichtig agieren und die Regeln zur Bildung von Rückstellungen streng einhalten.
Investitionsabzug lohnt sich
Finanzierung über Steuervorteile funktioniert auch mit dem sogenannten Investitionsabzugsbetrag (IAB). Zum Beispiel können kleine Unternehmen für geplante Anschaffungen bis zu 40 Prozent ihrer Ausgaben bereits vorab steuerlich geltend machen. Das Betriebsvermögen darf im vorangegangenen Jahr aber nur maximal 235.000 Euro betragen. Für Einnahmen-Überschuss-Rechner gilt eine Grenze von 100.000 Euro beim steuerlichen Gewinn. Die Höchstgrenze für die Summe aller IAB beträgt 200.000 Euro. Die Abschreibungen des Objektes werden vorverlagert. Das führt zu einer Steuerstundung – verbunden mit Liquiditätsvorteilen für die Firma.
Werte verkaufen
Auch aus bereits angeschafften Wirtschaftsgütern im Anlage- und Umlaufvermögen lässt sich Kapital schlagen. „Unternehmer sollten jährlich kritisch ihren Bestand daraufhin überprüfen, ob sie möglicherweise auf einzelne Werkzeuge oder Maschinen verzichten können, weil sich die Sortimentsstruktur geändert hat“, sagt Eckhold. Viele Objekte werden sich zu einem Preis verkaufen lassen, der den Buchwert übersteigt. Das Wirtschaftsgut ist längst abgeschrieben, bringt aber noch etwas Geld ein. Die Auflösung von sogenannten stillen Reserven löst allerdings Steuern aus.
Lager optimieren
Unternehmer sollten zum Wohle ihrer Liquidität parallel ihren Lagerbestand optimieren – und nur so viel vorrätig halten, wie gebraucht wird und kurzfristig nicht beschaffbar ist. Weitsichtige Firmenchefs lassen sich nicht von hohen Rabatten beim Einkauf blenden. Waren und Vorräte, die wie Blei auf Lager liegen, binden Kapital. Unternehmer Niclas Walser kennt als Versandhändler die Notwendigkeit der Lageroptimierung. „Wir erstellen dazu eine detaillierte Planung und aktualisieren diese permanent entsprechend der Umsatzentwicklung. Außerdem kontrollieren wir natürlich unsere Bestände“, sagt Walser. So hat er nie mehr Kapital im Lager gebunden als wirklich notwendig.
Finanzieren im Team
Auch in Kooperation mit den Mitarbeitern können Firmenchefs Kapital aufbauen, das für Investitionen zur Verfügung steht.
Pauschaldotierte Unterstützungskasse. Die Mitarbeiter wandeln Teile ihres Gehalts in eine betriebliche Altersversorgung um. Das Geld fließt in eine Unterstützungskasse, die dann wiederum dem Unternehmer ein Festzinsdarlehen gewährt. Im Alter erhält der Mitarbeiter eine Kapitalauszahlung oder alternativ eine Rente. In der Regel bietet der Arbeitgeber einen höheren Zins, als es bei einer alternativen Versicherungslösung der Fall wäre. Außerdem entstehen den Beteiligten weniger Kosten. Die Beiträge der Mitarbeiter sind im Pensions-Sicherungs-Verein der Deutschen Wirtschaft insolvenzgeschützt.
Mitarbeiterbeteiligung. Immer mehr Mittelständler motivieren ihre Mitarbeiter, ihr Geld in der Firma anzulegen. Das funktioniert beispielsweise über Beteiligungen. Bei Mezzanine-Varianten behält der Unternehmer die Zügel in der Hand, er braucht keine Mitspracherechte einzuräumen. Die Kapitalgeber erhalten lediglich ein Informationsrecht, einen festen Zinssatz sowie eine Gewinn- und eine Verlustbeteiligung.