Mitarbeiter als Kreditgeber

Mitarbeiter als Kreditgeber

Wenn Firmen das Thema Betriebsrente selbst managen, kann das für beide Seiten Vorteile haben.

 

Beim „War for Talents“ müssen die Unternehmen mittlerweile alle Register ziehen. Ein attraktives Aufgabenfeld reicht oft nicht, um gefragte Fachkräfte anzulocken. Neben dem Gehalt kann eine attraktive Betriebsrente das Zünglein an der Wage sein. Viele Unternehmen greifen auf Angebote von Lebensversicherern zurück. Doch im aktuellen Niedrigzinsumfeld gibt es bei ihnen selten überzeugende Zinsen. Dazu kommen die teilweise hohen Kosten, die Versicherer berechnen. Für viele Mitarbeiter ist es schwer zu durchschauen, wie viel ihres Geldes tatsächlich angelegt wird und wie viel für Provisionen oder Gebühren draufgeht.

Zerbrechen sich die Angestellten über ihre Altersvorsorge den Kopf, ist das liebe Geld auch für einige Firmenchefs Grund schlafloser Nächte. Wo bekomme ich den günstigsten Kredit für anstehende Investitionen? Wie verändert das nächste Darlehen mein Rating bei der Bank? Das sind Fragen, die sie wach halten.

Unterm Strich klingt das nach zwei Themen, die rein gar nichts miteinander zu tun haben. Doch beide Fliegen lassen sich mit einer Klappe schlagen. Und die heißt: pauschaldotierte Unterstützungskasse (pduk).

Sie ist die älteste Form der betrieblichen Altersvorsorge und funktioniert nach dem Do-it-yourself-Prinzip, sprich, das Unternehmen nimmt die Verwaltung der Mittel für die Altersvorsorge selbst in die Hand. Der Vorteil für die Firma: Das Geld bleibt im Betrieb. Statt es etwa einem Versicherer zu überlassen, damit er es gewinnbringend anlegt, kann es das Unternehmen für Investitionen, Übernahmen, Anschaffung von Betriebsmitteln oder einfach für die Rückzahlung von Darlehen nutzen.

Welches Geld im Unternehmen bleibt, ist eine Frage der individuellen Ausgestaltung. Ein beliebtes Modell ist, dass der Arbeitnehmer einen Teil seines Gehalts im Betrieb lässt und der Arbeitgeber noch einige Euros dazulegt. Für das sich so ansammelnde Kapital verspricht das Unternehmen dem Mitarbeiter eine Verzinsung von meist 1 % bis 2 %. Ausgezahlt wird zum Renteneintritt.

Dass der Mitarbeiter bis dahin in das Unternehmen investiert, wirke sich stark auf die Bindung zum Arbeitgeber aus, erklärt Manfred Baier. Er kenne sogar Fälle, wo sich mit der Einführung der pduk die Produktion von Ausschuss verringert hätte, meint der Franke. Die Begeisterung hat ihren Hintergrund: Baier ist nicht nur Geschäftsführer der Authent-Gruppe, einer Beratungsgesellschaft für die betriebliche Altersvorsorge, sondern auch Vorstand des Bundesverbandes pauschaldotierter Unterstützungskassen.

Doch was ist, wenn die Niedrigzinsphase eines Tages endet und Lebensversicherungen wieder mit 4 % oder 5 % Rendite locken? Baier sieht auch dann noch die pduk vorne. „Es kommt weniger auf die Zinszahlungen, sondern mehr auf das an, was der Arbeitgeber drauflegt.“ Für den Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ist das Modell eine gute Möglichkeit, die Motivation zu erhöhen, im Unternehmen zu bleiben und sich zu engagieren. „Zum Beispiel kann ich sagen: Wenn du 100 € deines Gehalts im Unternehmen lässt, gebe ich dir je nach Betriebszugehörigkeit oder Hierarchieebene noch mal 30 €, 40 € oder 50 € dazu, bevor ich es dann verzinse.“

Ein weiterer Vorteil gegenüber einer Lebensversicherung: Alles was Mitarbeiter und Unternehmen einzahlen, bekommt der Mitarbeiter zur Rente verzinst ausbezahlt. Gebühren oder Provisionen zahlt er nicht. Sicherheit gewährt ihm, wie bei anderen Lösungen, der Pensionssicherungsfonds. Sollte die Firma pleite gehen, springt er ein.

Aber auch die Firmen profitieren: Dass das zur betrieblichen Rentenversicherung eingesetzte Kapital nicht aus dem Unternehmen abfließt, macht die Unternehmenchefs unabhängiger von Bankenkrediten. Denn Geld bekommen sie von ihren Mitarbeitern und das in der Regel deutlich günstiger. Genau wie bei den Versicherungslösungen der betrieblichen Altersvorsorge sind auch die Aufwendungen und Zuzahlungen der Unternehmen beim Modell der Unterstützungskassen steuerlich absetzbar. Richtig eingesetzt kann so eine echte Win-win-Situation entstehen.

Artikel: https://www.vdi-nachrichten.com/Technik/Mitarbeiter-Kreditgeber